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Wie ich in meinem letzten Artikel “Das Geschenk produktiver Ohnmacht” angedeutet habe, sind lebendige Planung und beherztes Handeln zwei wesentliche Aspekte, die ein intensives und produktives Leben ermöglichen. Zumal, wenn diese um konstruktive Selbstreflexion und heilsame Selbstbegegnung ergänzt werden.

Was mit lebendiger Planung gemeint ist, geht aus diesem Artikel allerdings noch nicht hervor. Und weil es noch ein Momentchen dauern wird, bis ich Ihnen meine Gedanken zu diesem wichtigen Thema vorstelle, möchte ich Ihnen heute ein Buch vorstellen, das leider viel zu wenig Beachtung gefunden hat wie ich meine.

Die Kunst der ImprovisationWenn ich mir Hermann Rühle auf dem Einband seines Buches “Die Kunst der Improvisation” oberflächlich anschaue, dann denke ich nur “Hilfe, wie will ein Mensch mit der Ausstrahlung eines eingefleischten Beamten mir etwas über Improvisation beibringen?”

Doch nun hielt ich das Buch schon in den Händen. Mein Interesse am Thema war darüber hinaus so groß, dass ich mich von den ersten Widrigkeiten nicht gleich abschrecken ließ und siehe da, der Mann entpuppte sich als sehr witzig.

Die groben Abschnitte des Inhaltverzeichnisses lesen sich so:

  • Ja, mach nur einen Plan, du Spinner
  • Irgendwie geht’s immer
  • Woanders funktioniert es schlimmer
  • Irgendwann läuft’s nimmer
  • Je mehr ich weiß, ich werde immer dümmer
  • Je stärker die Gewohnheit, die Chance desto geringer
  • Herr, gib mir einen Schimmer
  • Ich im-profi-siere zum Gewinner

Das klingt natürlich feste nach “Reim Dich oder ich schlag Dich tot”. Doch entgegen erster Befürchtungen geht das Buch weit über ambitionierte Sprachspiele hinaus. Es ist ein seltener Genuss, wenn es einem Autor gelingt, sein abstraktes Thema, sowohl lehrreich und informativ als auch unterhaltsam zu fassen. Ich lag bei manchen Passagen lachend vor dem Sessel.

Was dürfen Sie erwarten?Ein Modell, welches die beiden extremen Pole “Struktur” und “Chaos” in die gemäßigteren Varianten “Ordnung” und “Improvisation” auflöst. Ein höchst einfaches, aber ausgesprochen plausibles Modell, welches der Improvisation den Vorrang gibt und dem Planen sowie der Ordnung nur den zweiten Platz einräumt.

Wir bekommen so pragmatische und effektive Werkzeuge an die Hand, welche uns einen gesunden Umgang mit einer immer ungewissen Zukunft ermöglichen. Rühle zeigt einen Weg auf, der das Bedürfnis nach Risikominimierung und Kontrolle berücksichtigt, während er gleichzeitig einlädt, Raum zu schaffen für Bewegung, Anpassung und einen entspannten Umgang mit den Unwägbarkeiten des Alltags.

Darüber hinaus bringt er uns zum Nachdenken über unseren Planungs- und Ordnungsstil. Immer witzig und sympathisch ironisierend, immer im Sinne von mehr Lebensqualität und Gelassenheit. Und wenn Sie sich hier an John Lennon erinnert fühlen, der gesagt haben soll

“Das Leben ist das was passiert, während wir andere Pläne schmieden.”

dann haben Sie einen ersten Eindruck von der heiteren Grundstimmung des Buches, welches bei aller Leichtigkeit doch nie ins Belanglose abdriftet. Die Essenz: Natürlich ist es gut und wichtig zu planen. Aber erst ergänzt um virtuoses Improvisieren gelangen wir mit Siebenmeilenstiefeln zu einem gelassenen und produktiven Leben.

Was bedauerlich ist: Während Seiwert, Allen, Covey und die anderen Experten des Selbstmanagements sternengleich am Himmel strahlen und ihre Bücher entsprechend am Markte gehandelt werden, blieb Hermann Rühle’s Buch wohl der ganz große Erfolg verwehrt. Ein großer Verlust für die Allgemeinheit, was Lernmöglichkeiten, Inspiration und Lebensqualität angeht.

Schlussfolgerung

Es bewahrheitet sich einmal mehr: “Don’t judge a book by it’s cover”. Rühle, schlitzohriger Vertreter einer gesunden und heiteren Lebenspraxis, hat eine wunderbare Schreibe und liefert gleichzeitig viel Inspiration, welche, wie ich meine, nachhaltige Wirkung bei Ihnen entfalten wird. Kurzum: Dieses Buch müssen Sie lesen.

Mista Lazy Moe

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