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Haben Sie Lust auf ein kurzes Experiment? Nehmen Sie sich fünf Minuten Zeit und konzentrieren Sie sich auf irgendein aktuelles, unbequemes Phänomen aus Ihrem Alltag. Reden Sie sich ein, dass es so nicht hätte passieren dürfen oder dass es so nicht laufen dürfte. Versuchen Sie herauszufinden, wie das Problem zustande gekommen ist, wer das Problem verschuldet hat und auf welche Weise Sie sich einmal mehr dumm angestellt haben. Versuchen Sie zu klären, was hätte getan werden können oder noch besser, hätte getan werden müssen, um dieses Problem zu vermeiden. Und welche Vorkehrungen getroffen werden müssen, um ein erneutes Auftreten des Problems in der Zukunft zu verhindern. Machen Sie sich weiterhin Gedanken darüber, welchen Einfluss Ihre gegenwärtige Lebenssituation, die allgemeine Situation der Gesellschaft, Ihre finanzielle, körperliche und psychische Verfassung auf dieses Phänomen haben. Und darüber, wie dieses Problem auf Ihre gegenwärtige Lebenssituation, die allgemeine Situation der Gesellschaft, Ihre finanzielle, körperliche und psychische Verfassung zurückwirkt. Und klären Sie abschließend, welche schlimmen Folgen das Problem für Ihr Leben und das der anderen nach sich ziehen wird.

Und? Ausprobiert? Vermutlich haben Sie dann herausgefunden, wie Sie ein kleines Problem in einen wahren Alptraum, den bevorstehenden Untergang, in eine Apokalypse verwandeln können. Der Volksmund sagt es deutlich: „Aus der Mücke einen Elefanten machen.“ Doch leider lehrt er uns nicht, wie wir aus dem Elefanten wieder eine Mücke machen können und aus der Mücke vielleicht Leguanfutter, Angelköder oder sonst etwas Nützliches.

Dieser Prozess, der ein Problem in eine Katastrophe verwandelt, ob mental oder im Gruppengeschehen, vollzieht sich tagtäglich in unzähligen Lebenssituationen und Kontexten: bei Projektmeetings, im familiären Kontext, im Paargespräch, im Versuch, mit persönlichen Problemen umzugehen, in der Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Entwicklungen, mit Krieg und Frieden, Hunger und Armut in dieser Welt.

Er durchzieht 95% Prozent der Berichterstattung in allen medialen Nachrichtenformaten. Er durchwirkt und „bereichert“ 75% aller Dokumentationen und problemzentrierter Programmformate. Er erweckt 75% aller Erzählformate in Film, Theater und Literatur zu „unterhaltsamer“ Intensität. Und er prägt 70% der Geschichten, die sich Menschen selbst und untereinander erzählen. (Bei den angegebenen Prozentwerten handelt es sich um meine private Schätzung.)

Wir versenken einen beachtlichen Teil unserer Lebensenergie sowie der Unternehmens- und Gesellschaftsressourcen in einem Fass kontinuierlichen Problemewälzens, das keinen Boden kennt. Es handelt sich um das Erzählen hypothetischer Geschichten, bei dem wir ausgiebig mit Vergangenheit und Zukunft arbeiten und dabei werden wir nur durch unsere Phantasie begrenzt. Und die hat bekanntlich und in diesem Fall, unerfreulicherweise, keine Grenzen.

So trudeln wir immer tiefer in den Schlamm dieses Problemfasses hinunter. Wir finden uns bestätigt in der Gesellschaft von Schwarzmalern, die sich unter Zeugenschaft von Stammtischkumpanen und Bekannten den baldigen Untergang oder die endgültige Katastrophe ausmalen. Gehen gesprächig konform mit Freundinnen und Freunden, die Benzin in lodernde Problemfeuer kippen und absurderweise hoffen, das Feuer könnte so gelöscht werden.

Wir schwingen uns auf mit Eskalationsdynamiken, welche Opferstatus und Ohnmacht zu allgegenwärtiger Realität erheben, wo es zuvor wenigstens noch kleine Spielräume und Handlungsmöglichkeiten gab. Wir wundern uns, dass sich die Erde immer schneller dreht und sich unsere Probleme der Hydra gleich mit jedem gelösten Problem vermehren. Wir tun, was alle tun, und sollten endlich anfangen, mit Neuem zu experimentieren.

Wir sind für unsere inneren und äußeren Dialoge verantwortlich. Wir haben Einfluss auf die Qualität unserer Wirklichkeit über jene Geschichten, die wir in uns und um uns herum verbreiten.

“Dein Glück hängt von der Qualität Deiner Gedanken ab.”
Marcus Aurelius

Wenn Sie das Gefühl haben, die Wirklichkeit sei düster und Ihr Leben voller Probleme, dann dürfen Sie auf Erkundungsreise gehen und herausfinden, mit welchen Geschichten Sie sich das Leben madig machen. Übernehmen Sie Verantwortung für Ihr Denken und Reden:

  • Lernen Sie, Ihre Gedanken und Worte achtsam zu beobachten, zu hinterfragen und zu moderieren.
  • Lernen Sie, wie Sie den Weg aus Ihren Gedanken in Ihren Körper und in die sinnliche Erfahrung bahnen können, damit Sie den Weg zum direkten Kontakt mit der Wirklichkeit immer dann wählen können, wenn es dran ist.
  • Darüber hinaus, und das wird im Überschwang des positiven Denkens manchmal übersehen, sind Sie eingeladen, Intensität auf produktive Weise zu finden, indem Sie sich um Ihre wesentlichen Potentiale kümmern. Wenn Sie dieser Einladung folgen, dann stehen Sie immer wieder vor echten Herausforderungen, wo Sie zuvor mit deren risikoarmem Abklatsch zu tun hatten. In der Bewältigung dieser echten Herausforderungen, finden Sie allerdings jene Intensität und Erfahrungsqualität, die ein erfülltes Leben ausmacht.

Für Twitter eingedampft:
Vielleicht sind Sie nicht Schöpfer Ihrer Wirklichkeit, auf jeden Fall aber deren Innenarchitekt.

Oder so:
Ob Sie sich in Ihrer Wirklichkeit zuhause fühlen, hängt von der Qualität Ihres Denkens ab.

Mista Lazy Moe

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