Es ist 8:00 Uhr vormittags. Du bist früh aufgestanden. Du hat schon eine kleine Workout-Einheit hinter dir. Du hast heute mal richtig gesund gefrühstückt. Denn heute ist ein ganz besonderer Tag.
Du hast dir vorgenommen, dich endlich um dein wichtiges Projekt zu kümmern. Klar, es sind noch vier Monate bis zur Deadline. Aber du hast noch einiges an Arbeit vor dir. Doch es geht eigentlich um etwas viel Wichtigeres: Du möchtest dein altes Leben, dein altes, faules Ich endlich hinter dir lassen. Du möchtest es endlich mal anders machen als bisher.
Und du hast dich gefragt, was mit dir nicht in Ordnung ist. Du hast dich gefragt, warum du die Arbeit an dem Projekt, das dir doch eigentlich mal wichtig war, vor dir herschiebst. Du hast Blog-Artikel gelesen und ein paar Online-Tests gemacht. Du hast es schon länger geahnt. Du leidest an einer produktivitäts-mindernden Krankheit. Diese Krankheit heißt Prokrastinieren zu deutsch, Aufschieberitis.
Nein, du hast dich sofort auf die Suche nach Gegenmitteln gemacht. In vielfältigen Blog-Artikeln wichtiger Thought-Leader hast du einiges über dich gelernt.
All das hat möglicherweise mit deiner frühen Kindheit zu tun. Oder mit Erfahrungen in Schule und in Kindergarten. Oder mit irgendetwas anderem, das als Hypothese aufs Gedankenkarussell führt.
Das sind doch schon gute Ansätze. Und weißt jetzt ungefähr, wo du ansetzen musst. Und deswegen bist du bist mit neuer Euphorie ins Rennen gestartet. Du hast versucht, die vorgeschlagenen Ansätze umzusetzen. Und das war toll… Ungefähr zwei Tage lang… Dann war alles wieder beim Alten.
Mit deinem Projekt bist du so weit wie zuvor. Und mit den ganzen alltäglichen Dingen, die auf Erledigung warten, fangen wir besser gar nicht erst an. Aber du hast wichtige Sachen dazugelernt: Du leidest an Aufschieberitis. Du bist eine Priorisierungsnull. Und dein Perfektionismus führt zu Minderleistungen.
Das liegt daran, dass du keine Ahnung hast, wie du etwas an deiner Misere ändern kannst. Und weil du keinen Bock hast, den ganzen Tag frustriert herum zu sitzen, kümmerst du dich um die Dinge, die dir bessere Gefühle verschaffen.
Du schaust, was in den sozialen Medien so geht. Du scrollst mit dem Daumen brav und fleißig durch deine Timelines. Hebst den Daumen hier und da, um irgendetwas mit einem Tap zu liken. Und schon fühlst du dich besser. Oder besser, schon fühlst du dich kaum noch.
Mit Schokolade und Gummizeug holst du dir ein bisschen Euphorie zurück. Und ein längerer Abstecher zu deiner geliebten Streaming-Plattform mit den krassen Sachen, die Berlin und Tokyo oder Heisenberg und Pinkman so treiben, verschafft dir ein Kribbeln, das sich fast schon wie Lebendigkeit anfühlt.
Aber jetzt hat sich etwas verändert: Du bist hier. Du hast dich entschlossen, an diesem Kurs teilzunehmen. Und das ist… wir wissen es noch nicht…
Wie wahrscheinlich ist das?
Das sind berechtigte Fragen. Und ich bin mir nicht sicher, ob ich selbst einen Kurs bei mir buchen würde.
Ich stelle Zeug vor, das sich in wesentlich weniger Blogbeiträgen wiederfindet, als der ganze andere Kram. Das Zeug, das ich vorstelle, ist darüber hinaus auch noch ziemlich schräg.
Vieles von dem, was ich dir näher bringe ist geradezu haarsträubend und klingt, als würde es deine Situation eher verschlimmern als verbessern. Und außerdem ist es so einfach umzusetzen, dass es doch unmöglich funktionieren kann.
Unter uns: Mir ist alles recht. Wir fangen jetzt einfach mal an. Und weil wir hier einen Phönix aus der Motivationsasche erschaffen wollen, ist es an der Zeit, einige Motivationsmythen niederzubrennen.