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Verantwortung für unsere Ambition übernehmen

Extrovertierte Menschen, sind eingeladen, sich um eine Bühne für ihren Hunger nach Ausdruck und Austausch zu kümmern. Viele versäumen es, dieser Forderung ihres Temperaments nachzukommen. Und das kann dazu führen, dass diese Extrovierten jede sich bietende gesellige Runde shanghaien, die anderen Gesprächsteilnehmer zum Publikum degradieren und den eigenen Standort zur Bühne erklären.

Massive und chronische Probleme, die Menschen über einen längeren Zeitraum in ihrem Bann halten, können auf ungenutzte Ressourcen verweisen. Dazu gehören Potentiale im Bereich der Kreativität und der kreativen Problemlösung, solide Fähigkeiten im Umgang mit haarsträubenden Herausforderungen und eine große, aber brachliegende Gestaltungskraft.

Mentales Karusselfahren kann eine Einladungen sein, unserer unterdrückten, künstlerisch-kreativen Ambition zu folgen. Sie kann uns unser schriftstellerisches Talent vor Augen führen und uns auf den Pfad des Autors rufen. Oder sie erinnert uns an eine Freude am Lehren und Beraten, die wir bisher nicht wahrhaben wollten.

Was haben all diese Phänomene gemeinsam?

Bei all diesen Phänomenen kann es sich um trojanische Entwicklungseinladungen handeln. Trojanische Entwicklungseinladungen verweisen uns auf Potentiale, die wir ignorieren, Ressourcen, die wir kaum nutzen oder eine Ambition, die wir unterdrücken. Weil wir sie unterdrücken und ignorieren verstecken sie sich in anderer Gestalt.

Allerdings nehmen wir und die Umwelt diese verkleideten Ressourcen seltener als Geschenk war als die Trojaner das hölzerne Pferd der Griechen. Tatsächlich ist es in unserem Fall umgekehrt: Im Fall der Ressourcen und Potentiale ist die Verkleidung hässlich und der versteckte Inhalt, die Einladung ist ein Geschenk. Aber dieses Geschenk ist manchmal schwer auszupacken.

Unsere Lebenskraft, drängt in die Aktion und in die Manifestation. Wenn wir die Verantwortung für diese Kraft und die damit verbundenen Gestaltungseinladungen ausschlagen, dann bricht sich das Leben auf ganz eigenen Wegen Bahn. Und manchmal können wir uns dabei einigen Schaden zufügen.

Wir können es mit Milton Erickson, dem Begründer der modernen Hypnotherapie, und seinem Begriff der Utilisation auf die Spitze treiben. Nach Erickson haben wir es bei jeder Form von Symptom mit Potentialen und Ressourcen zu tun, die nach einem produktiveren Einsatzgebiet suchen.

Ein Weg, diesen gesünderen und produktiveren Möglichkeiten auf die Spur zu kommen, ist der lösungs-orientierte Ansatz

In diesem Ansatz geht es darum, einer evolutionär geprägten Tendenz entgegenzuwirken. Wir wenden uns ab von unserem ständigen Kreisen um Risiken und Gefahren. Wir wenden uns von unserem ständigen Umgang mit potentiell negativen Eskalationen in unserem Leben und geeigneten Maßnahmen des Risikomanagements ab. Stattdessen wenden wir uns der Frage zu, welche Entwicklung wir uns ausgehend von unserer aktuellen Situation für die Zukunft wünschen.

Das setzt ein Bewusstsein für die Belastung voraus, die wir mit unserer aktuellen Problemorientierung, unserer mentalen Kirmes und unserem übergriffigen Kommunikationsverhalten bei uns selbst und anderen schaffen. Ausgehend davon entwickeln wir ein echtes Interesse an der Veränderung unserer Situation. Wir wenden uns der Exploration einer erwünschten Zukunft zu. Das Vorgehen beschreibe ich intensiv in meinem Buch “Solution Focus”, das ich im Text in der PDF-Version zum Download verlinkt habe. Dann kümmern wir uns mit engagiertem Handeln um die Verwirklichung dieser erwünschten Zukunft.

Das machen wir in dem Wissen, dass der Weg das Ziel ist. Und selbst, wenn dieses geflügelte Wort wie ein Klischee wirken mag, so beschreibt es doch eine grundlegende menschliche Realität. Das gegenwärtige Handeln macht uns glücklich. Das gegenwärtige Handeln beflügelt unseren Drive. Glück ist die Qualität einer produktiv kultivierten Gegenwart. Diesem Sachverhalt werden wir uns später noch intensiver zuwenden.

Aber natürlich besucht uns unsere Ambition auch direkter in Form von Wünschen, Hoffnungen und Sehnsüchten.

Dabei sagt der Volksmund Träume seien Schäume. Das könnte bedeuten, dass es uns selten gelingt, unsere Träume zu verwirklichen. Und das ist möglicherweise wahr. Aber wenn es wahr ist, dann liegt das seltener an der Größe und Qualität unserer Träume. Es liegt meist an einem unterentwickelten und falsch strukturierten inneren Motivationssystem. Davon haben wir bei den Mythen schon ausführlich gesprochen. Und auch darauf kommen wir noch ein paarmal zurück.

Darüber hinaus verweisen uns Träume als Schäume auf den Trugschluss, wir könnten das Glück am Ende des Regenbogens finden. Der Volksmund möchte uns davor bewahren, auf das Glück in der Zukunft zu hoffen, das uns dort vermeintlich erwartet, wo wir unsere wesentlichen Träume verwirklicht haben.

Auch darüber haben wir uns im Zusammenhang mit den übergeordneten Zielen bereits unterhalten. Und wir haben die Rolle unserer Wünsche und Hoffnungen schon näher bestimmt: Sie taugen leidlich als Motivatoren. Der Rausch den sie erzeugen ist verführerisch. Aber er ist auch gefährlich für unseren inneren Antrieb und eine Erfolgs- und Lernorientierung, die unsere Motivation stärkt und unser Glück ermöglicht.

Unsere Wünsche und Träume laden uns ein, unsere Wirklichkeit zu gestalten und uns in Richtung existenziell spannender Erfahrungsräume zu bewegen. Wenn wir das tun, dann nährt das unser Herz und unseren ganzen Organimus. Aber diese Orientierung an unserem Herzen macht uns kaum produktiver. Und sie hat selten die Kraft, uns ins Handeln zu bringen.

Es gibt noch eine letzte Art, wie wir mit unserer Ambition in Kontakt kommen

Und dieser Tanz mit unserer Ambition ist reichlich in Verruf geraten. Aber möglicherweise war dieser Tanz noch nie salonfähig. Struktur-affine Planungsfetischsten, selbst ernannte Bewahrer einer bildungsbürgerlichen Ordnung und moralin-saure Leute mit Stöcken im Hintern wettern dagegen. Sie tun so, als wäre die öffentlichen Ordnung in Gefahr.

Wenn wir dieser Form unserer Ambition auf ungehobelte Art folgen, dann wird sie tatsächlich zu einer Gefahr für das Gemeinwohl. Die öffentliche Ordnung ist allerdings auch dann gefährdet, wenn wir diese wilderen Qualitäten der Ambition kultiviert ins Spiel bringen. Allerdings bedrohen wir mit unserem Handeln dann die lebensfeindlichen und rigiden Anteile in unseren familiären, beruflichen und geselligen Systemen. Und das ist etwas, was uns allen eher zu Gute kommt, als schadet. Denn wir sehnen uns alle nach einem offenen, bunten und lebensnahen Zusammenleben, in welchem gleichermaßen Raum ist für Gemeinschaft und Individualität.

Worum geht es bei diesen wilden Anteilen unserer Ambition?

Es geht um unsere Intuition, unsere Impulsivität und unsere Spontaneität.

Eins ist dabei klar: Impulsivität und Spontaneität entfalten erst dann eine inspirierende, belebende und bereichernde Wirkung, wenn wir diesen achtsam folgen. Das ist das, was ich zuvor “kultiviert” genannt habe. Wir unternehmen kleine Schritte ausgehend von unseren Impulsen und vermeintlich verrückten Ideen. Und wir gehen kontinuierlich und gewissenhaft mit jenen Rückmeldungen um, die wir von Menschen und Dingen erhalten.

Ich behandle diese Themen intensiver in anderen Kursen. Dazu gehören Kurse, bei denen es intensiv um das Thema der Sinn-, Genuss- und Zweckorientierung geht. Hier spielen die Themen der Impulsivität und Spontaneität vor allem beim Ansatz des achtsamen Lustprinzips eine wichtige Rolle.

Dazu gehören auch Kurse, bei denen es um Projekte, komplexe Prozesse und Produktivität in diesen Kontexten geht. Hier spielen diese wilderen Formen unserer Ambition vor allem beim Autofocus-Ansatz und dem bereits beschriebenen positiven Prokrastinatinieren eine Rolle.

Wir finden kein endgültiges Glück in der Zukunft und die Hoffnung darauf hat wenig Einfluss auf eine Motivation, die uns ins Handeln bringt

Wir finden das Glück und einen tragfähigen Antrieb in der produktiven und schaffenden Auseinandersetzung mit der Welt hier und jetzt. Wir können darüber hinaus produktive Glückseligkeit finden, wenn wir das erfolgs- und lernorientierte Handeln, mit dem wir uns noch intensiver beschäftigen werden, um eine Praxis der Gelassenheit und eine Orientierung am Herzen ergänzen.

Einige Fragen drängen sich auf:

  • Wieso machen wir uns das Leben so schwer?
  • Wieso lassen wir unsere Ressourcen, unsere Entwicklungsimpulse und unsere Projekte links liegen?
  • Wieso kümmern wir uns nicht darum, knackige Einsatzgebiete für unsere Ressourcen zu suchen, neugierig unseren Entwicklungsimpulsen zu folgen und unsere Potentiale mit beherztem Handeln zu entfalten?

Das hat vermutlich mit unseren Ängsten, oder genauer, mit einer grundlegenden Lebensangst zu tun. Mit der sogenannten “German Angst” haben wir Deutschen uns sogar einen wenig rühmlichen Platz in der Englischen Sprache erobert.