Virtuosität

Virtuosität

Vielleicht möchtest du etwas Anspruchsvolles in deinem Leben erreichen. Vielleicht willst du etwas Komplexes verwirklichen. Vielleicht willst du befreit durch Gelassenheit, deinem Herzen treu und verbunden mit einer kontinuierlich brummenden Motivation dein Leben nach übergeordneten Zielen formen und gestalten.

Dann wirst du eines sehr schnell feststellen…

Es ist schwierig, etwas Komplexes oder Umfangreiches zu schaffen Und es ist dann besonders schwer, wenn wir uns allein auf Spontaneität, Impulsivität und göttliche Fügung verlassen. Denn wenn wir uns da auf die motivierende Kraft unserer Mikro-Aufgaben verlassen, dann bewegen wir uns vielleicht schnell und wahrscheinlich mit Elan. Aber wir landen mit ebenso großer Wahrscheinlichkeit in der Prärie.

Die neue Webseite, eine Marketingkampagne, die Bachelor- oder Master-Thesis verlangen nach geschmeidigen Prozessen, die der Komplexität der jeweiligen Aufgabenstellung gerecht werden. Zu diesen Prozessen gehören unterschiedliche Ansätze aus dem Feld des Projektmanagements, Ansätze aus dem Bereich des Zeit- und Aufgabenmanagements sowie eine Kultur achtsamer Impulsivität. Mit solch effektivem Management unserer Prozesse erschließen wir wichtige Kompetenzen

Aber wir schrauben selten im luftleeren Raum oder auf einer einsamen Robinson-Crusoe-Insel an unseren Projekten. Meist tauschen wir uns intensiv mit anderen aus, wenn es um unsere Arbeit und unsere Produktivität geht. Deswegen ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir lernen, effektiv und geschmeidig zu kommunizieren.

Unser Augenmerk lenken wir hier häufig auf die Frage, wie wir wirkungsvoll auf andere einwirken können. Aber die entscheidenden Fähigkeiten der Kommunikation liegen in anderen Bereichen. Und auf diese Bereiche haben wir glücklicherweise einen Zugriff, den wir auf andere Menschen unmöglich bekommen können. Bleibt neben einer geschmeidigen Produktivität und einer wirkungsvollen Kommunikation noch ein letzter Bereich, um den wir uns kümmern dürfen, wenn wir Komplexes verwirklichen wollen.

Dieser Bereich ist uns so nah, dass wir ihn gerne übersehen. Es geht um unsere Kognition.

Wir dürfen den Rahmen dessen sprengen, was wir uns in Form von Memen, Glaubenssätzen und Wissen von Autoritätsfiguren in Ausbildung, religiösen Kontexten und Familie haben eintrichtern lassen. Das ist die kontinuierliche Inventur unserer Geschichten, von der wir eingangs gesprochen haben.

Wir dürfen den Inhalt, die Dynamik und die Qualität unseres Denkens kontinuierlich weiterentwickeln. Es geht um den Mut, eigene Gedanken zu denken und die Spur der Erkenntnis aufzunehmen, die uns in einen tiefen Austausch mit uns selbst und der Welt hinein nimmt.

Dabei dürfen wir ruhig auf den Schultern von Riesen reiten. Am besten wählen wir diese Riesen selbst und bewusst. Am besten klettern wir selbst auf deren Schultern. Wir sollten vor den Riesen mit gewinnendem Lächeln auf der Hut sein, die uns in ihren Sack stecken und verschleppen wollen.

Wenn es um unsere Kognition geht, dann geht es auch darum, unsere Kreativität, unseren Ideenreichtum und unsere Inspiration ernst zu nehmen. Es geht darum, unsere Freude an kniffligen Problemen ernstzunehmen. Es geht darum, unsere Fähigkeit, solche Probleme zu lösen, mit angemessenen Fragestellungen zu versorgen.

Zuletzt geht es darum, unsere Fähigkeit der Selbstreflexion immer weiter zu entwickeln. Denn diese ist eine wichtige Kompetenz, wenn es darum geht, Wesentliches zu bewirken und Großes zu verwirklichen.

Virtuosität und große Errungenschaften sind Lebensmöglichkeiten, die wir wählen können

Produktivität und Projektmanagement, wirkungsvolle Kommunikation und geniale Kognition – das klingt, als hätten wir da die unentbehrlichen Zutaten für gelingendes Leben versammelt. Und ich habe mir über lange Zeit eingeredet, mein Glück und mein Erfolg im Leben hingen davon ab, Großes zu erreichen und produktive Meisterschaft zu erlangen.

Aber Produktivität, Kommunikation und Kognition verweisen schlicht auf die Möglichkeit, jenes virtuose Leben zu leben, von dem alle modernen Märchen des Erfolgs, des Lebenserfolgs und allumfassenden Glücks handeln. Aber diese Märchen sind einfach das, was sie sind: Märchen.

Es sind Geschichten, die von Berufenen, ihren Widersachern, von Herausforderungen und Prüfungen, von Niederlagen und Erfolgen handeln. Es sind Geschichten, die mit dem Happy End ein trügerisches Versprechen in sich tragen. Sie möchten uns glauben machen, es gäbe ein umfassendes und abschließendes Glück am Ende des Regenbogens. Gold und Geschmeide, ewige Liebe oder ewiges Leben – und dann ist alles gut.

Wir lieben Geschichten

Und manchmal möchten wir unser Leben in solch eine Geschichte verwandeln und der Held dieser Geschichte sein. Und das ist vollkommen okay.

Es scheint mir allerdings wichtig, eins in Erinnerung zu rufen: Unser Glück, unsere Leichtigkeit, und unsere Lebenslust kommen ohne Heldentum und heroische Ereignisse aus. Das Glück am Ende des Regenbogens ist eine Illusion. Es sei denn es handelt von einem Menschen, der seinem Herzen die Treue hält, sich für die Bewältigung seiner Aufgaben 480 mal am Tag feiert und in tiefer Verbundenheit mit dem gegenwärtigen Augenblick lebt.

Denn das sind die Qualitäten, nach denen wir uns im Leben wirklich sehnen. Wir sehnen uns nach Glück, nach Sinn und Sinnlichkeit sowie nach Leichtigkeit.

Die Motivation, über die wir in diesem Kurs gesprochen haben, ermöglicht uns den Zugang zum Glück. Bleibt die Frage, wie wir Sinn und Leichtigkeit finden können.