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Vor zwei Wochen habe ich einen Menschen kennengelernt, der die außerordentliche Fähigkeit besitzt, die Wut in mir so richtig zum Kochen zu bringen.

Du kannst dir vorstellen wie das abläuft – ist ja quasi ein Klassiker unter den emotionalen Reaktionen:

  • Ich reagiere auf körperlicher Ebene als wäre meine Existenz bedroht. Weil es in solchen Situationen schnell gehen muss, werden die sozialen Intelligenzfunktionen runtergefahren und das Gehirn wechselt in den Reptilienmodus. Das limbische System reagiert impulsiv und instinktiv – du weißt schon: Angreifen oder Abhauen.
  • Als vernunftbegabtes Wesen, und noch schlimmer, als Buddhist kann eine solche Reaktion seinen Ursprung unmöglich in mir haben. Ich brauche einen Schuldigen für mein eigenes Ausrasten und, hey, was liegt da näher, als das blöde Gegenüber. Kurzum: Ich rechtfertige meine peinlich-uncoole, animalische Reaktion damit, dass der andere mich “angreift”. Komisch eigentlich: Steht einfach da drüben, redet sachlich und ich habe Lust, die Klinge des schon aufgegangenen Messers in der Tasche zu wetzen…
  • Und da ich mein persönliches Nahkampfszenario schon mal so weit ausgebaut habe, kann ich den Sack auch gleich zu machen. Ich bestärke die Gewissheit in mir, dass der andere von Grund auf schlecht ist und aufgrund von Ignoranz, Dummheit oder Egozentrik Unfrieden in der Welt stiften will. Er ist keine alttestamentliche Plage, die Gott über die Welt gebracht hat, auf dass wir Läuterung geloben und eine innere Wandlung vollziehen, sondern Teufelszeug, das geradewegs der Hölle entsprungen ist. Da ich ganz besonders nachhaltig bin, schreibe ich die teuflische Herkunft und die zugehörigen, miesen Charaktereigenschaften des anderen für immer fest und beschließe, diesen aus der Gruppe der fühlenden Wesen auszubuchen und ihn fortan wie ein Ding oder noch besser, wie infektiöses Ungeziefer, zu behandeln.
Die “erfreuliche” Konsequenz: Ich fühle mich im Recht, weiß wo ich hingehöre und muss mir nicht die Mühe machen, zu verstehen, was eigentlich los ist, geschweige denn, welche anderen Möglichkeiten zu handeln ich hätte.

Die “neutrale bis negative” Konsequenz: Der Person kann ich zwar nicht aus dem Weg gehen, aber ich kann sie immerhin schneiden und mit Missachtung und Abscheu strafen. Gut, bringt mir zwar nichts, kostet ‘ne Menge Energie und macht den Alltag mühsam, aber ich kann ja nichts dafür… Der Andere hat schließlich angefangen und…

…ich habe keine Wahl. Habe ich doch nicht… Oder?

Wenn die Wut so richtig unvermittelt in dir hoch knallt und alles in dir schreit “haltet mich, sonst…” – wäre es da nicht total geil, wenn du einen Schritt rückwärts machen könntest, um diese heiße Energie zu würdigen und dir in wenigen Hundertstelsekunden zu überlegen, was genau du damit anstellen möchtest?

Nun, ich war nicht ganz ehrlich. Irgendwie bin ich in letzter Zeit dauernd wütend: im Straßenverkehr, in der Kommunikation mit wichtigen Menschen, in der Auseinandersetzung mit meinen beruflichen Aktivitäten. Überall nur Dösköppe und Hindernisse, die mir das Leben schwer machen. Ehrlich? Zum Kotzen!

Bei solch einer Häufung gibt es eigentlich nur drei Möglichkeiten:

  1. sedierende Drogen, um die Energie niederzuknüppeln,
  2. Gewalt – gegen sich selbst oder Schwächere (die finden sich doch immer irgendwo) -, um die Energie abzuführen, oder
  3. differenzierte Auseinandersetzung, um die Energie sinnvoll zu nutzen.

Ich bin hochsensibel, deswegen fällt Option No 1 aus. Und ich bin Buddhist: Da darf ich nur gewalttätig werden, wenn jemand die heiligen drei Schätze angreift oder meine heilige Nation. Aber das ist altes Zeug, passt kaum zum aktuellen Image des Buddhisten im Westen und liegt mir doch irgendwie fern. Damit fällt Option No 2 auch aus. Bleibt also nur Option No 3…

Kacke!

Nun gut, ich quäle mich also neuerdings (ha, ha, ha, der war gut – neuerdings…) damit herum, meine unproduktiv überschäumende Energie zu zähmen. Ich bin ein wenig begabter Schüler dieser Kunst, so viel steht fest.

Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn

Du wirst es kaum glauben, aber so langsam findet sich das eine oder andere Korn. In ganz klitzekleinen Schritten gelingt es mir allmählich, mein mit der Hochsensibilität paradox verknüpftes impulsives Temperament etwas zu zügeln.

Ich werde bald fünfundvierzig und lebe demnach nicht mehr so lange – da nimmt das Testosteron langsam ab. So entwickelt sich von alters wegen, was ich mit jahrzehntelanger Meditation nicht hinbekommen habe: Ich kann langsamer machen und innehalten.

Es gelingt mir, nur noch jeden dritten Autofahrer, der mir im Straßenverkehr begegnet, ungehört zur Schnecke zu machen. Immerhin: Ein Anfang ist gemacht.

Und was die eingangs erwähnte Person angeht, da ist etwas echt Eigenartiges passiert. Ich konnte die mobilisierte Energie doch tatsächlich nutzen, um in den letzten beiden Wochen auf den Weg zu bringen, was ich zweieinhalb Jahre lang nicht geschafft habe. Ganz schön schräg, oder?

So viel zum Thema “unbequeme Zeitgenossen”. Unter uns: Dankbarkeit kann ein ziemlich perverses Phänomen sein.

Du ausprobiere!

Probier es doch mal aus: Atme nach dem ersten Ansturm der Energie und initialem Ausflippen ein bisschen durch. Mach’ einen Schritt zurück und frag’ dich, was du mit dieser Energie machen möchtest. Ist immerhin deine Energie. Der andere betätigt nur den Schalter.

Ist immer gut, einen Traum oder eine Vision am Start zu haben, die so attraktiv sind, dass du deine Energie unbedingt dafür einsetzen möchtest. Und es ist immer gut, ein gutes Gespür für dich zu entwickeln und das, was dir gut tut. Mein kostenloses E-Book kann dir in diesen Angelegenheiten vielleicht ein kleines bisschen weiterhelfen.

Im Zweifelsfall einfach noch ein paar Jahre warten, dann wirst du von ganz alleine ruhiger…

Mista Lazy Moe

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