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Es gibt nur eine Art erfolgreich zu sein, die sich lohnt:

Wenn du bei dir bist und jene Ziele erreichst, von denen das Leben möchte, dass du sie erreichst. Wenn du dich an den Alternativen probierst, dann beginnen Kampf und Krampf. Dann bringst du dich selbst in absurde Situationen und in diesen Situationen bringst du Gedöhns hervor.
Gut… …das kann manchmal auch ganz nett und lustig sein…

…aber kommen wir zum Thema: Vielleicht sind Ironie und Selbstironie ein ausgeprägt englisches Kulturphänomen. Manchmal sage ich mir das, um mir all die Reaktionen, die ich mit meinem Kommunikationsgebaren auslöse, zu erklären. Aber unabhängig davon, ob ich mit meiner These richtig liege, kann ich mit Sicherheit sagen, dass Ironie und Selbstironie ein wesentlicher Teil dessen sind, was mich ausmacht.

Diese aus meinem Kommunikationsrepertoire zu kürzen, wie mir eine Leserin kürzlich empfahl, auf das ich erfolgreicher würde und mehr Resonanz fände, hieße, mich selbst aus dem Spiel zu nehmen. Aber ich muss diese Leserin in Schutz nehmen, denn sie hat es sicher gut gemeint und kennt sich [1], äh, Entschuldigung, mich in Wirklichkeit kaum.

Spezialhumor?

Im anderen Fall – sie kennt sich, äh, mich – müsste ich davon ausgehen, dass es sich um eine ganz spezielle Art von Humor handelt. Denn ihre Empfehlung lautet doch eigentlich:

“Gib dich und deine eigene Art zu sein auf, denn dann kann in einem Vakuum, an einem unfassbaren Ort etwas entstehen, das andere Erfolg nennen werden. Sicher, du würdest nicht mehr darin vorkommen… Aber hey, ist doch egal, Hauptsache erfolgreich.”

In Wirklichkeit ist das eine höfliche und hoffentlich unschuldige Einladung zum Selbstverrat. Eine solche Einladung stammt meist von einem Menschen, der genau dies tut: sich selbst und seine eigene Art zu sein verraten. Selbstverrat ist in jedem Fall die ultimative Zutat für Depression, Burnout und Erfolglosigkeit und der direkteste Weg, sich und sein eigenes Leben abzuschreiben.

[Zoe aus dem Off]: “Selbstverrat, Alder? Selbstverrat ist krasse Scheißedreck, weißt du?!”

Spannende Fragen…

Natürlich ist die Frage für manch einen spannend, ob Humor, Ironie und Selbstironie hilfreich, höflich und zieldienlich sind. Aber das läuft für mich in ungefähr auf die Frage hinaus, ob meine Augenfarbe, meine Körpergröße und mein Lebensalter hilfreich, höflich und zieldienlich sind. Schon spannend, aber es gibt produktivere Fragen.

Aber mal zu dir:

  • Wie machst du das denn? Passt du dich an, bis von dir nichts mehr übrig bleibt, oder passt du lieber deine Ziele an und ergreifst die Flucht?
  • Bleibst du in sicherheitssüchtigen Anpassungsspielen hängen oder hebst du diese gekonnt aus den Angeln?
  • Bleibst du in Kontexten, die dich anöden oder, schlimmer, dir die Luft zum Atmen nehmen oder suchst und schaffst du dir Kontexte, die zu dir passen?

Also ich habe da klare Antworten für mich gefunden. Seitdem habe ich weniger Rückenschmerzen und die Energie fließt richtig zappelig durch meinen zuletzt ziemlich ungepimpten Körper.

Klare Ansage gefällig?

Ach, vergiss die Frage! Denn diese Leserin hat mich auf eine gute Idee gebracht: Es wird Zeit, mit falschen Erwartungen, Hoffnungen und Einschätzungen aufzuräumen. Und was ist eine gute Idee wert, wenn ihr keine Taten folgen? Los gehts:

  1. Wenn du nüchterne, eindeutige und wissenschaftlich abgesicherte Texte magst, dann bist du bei mir nicht gut aufgehoben. Auch nicht, wenn Du selbstgefällige Äußerungen, größenphantastische Anmaßung und pathetisches Gebrabbel unerträglich findest, denn die kommen unvermeidlich immer mal wieder durch, wenn ich über mich selbst schreibe und das tue ich dauernd. Das liegt an einem tiefsitzenden Narzissmus. Das ist eine Überkompensationsstrategie [2][3] für tief empfundene Minderwertigkeit. Diese habe ich aufgrund schlimmer Kindheitserlebnisse als psychische Überlebensstrategie kultiviert – heul, schluchz, flenn – und sie lässt sich auch unter größter Anstrengung unmöglich verbergen. Jemand vielleicht ein Taschentuch für mich?
  2. Wenn du nicht in Zweifel über die Bedeutung der Worte kommen, verwirrt und zum Nachdenken angeregt werden, sondern lieber sicher durchs Gelände der Selbsterkenntnis, Selbstreflexion und Potentialentfaltung geführt werden willst, dann findest du an anderer Stelle sicher Material und Führer [sic!], die diesem Bedürfnis eher gerecht werden. Das gilt auch, wenn es dich übermäßig anstrengt, das für das Satzverständnis wichtige Verb erst am Ende der zweiten Zeile eines endlos lang scheinenden Satzes zu finden.[4]
  3. Wenn du Menschen schätzt oder brauchst, die dir über eindeutige Wahrheiten, Regeln und Gewissheiten ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit vermitteln, dann wirst du hier enttäuscht. Ich glaube an eine andere Form von Geborgenheit. Sicherheit, Wahrheit und Gewissheit halte ich darüber hinaus für findige Verführungen des Teufels…

[Zoe aus dem Off]: “Passt du auf, was du schreibst, Digga! Mal nischt an Wand, konkret! Scheißedreck Teil, so, weißt du?”

Designprinzip zur Anwendung gebracht oder form follows function

Mehrdeutigkeit, Humor und Selbstironie sind viel mehr als Stilmittel. Sie sprechen eine einfache Einladung aus:

Dieses Leben ist sowohl eine ernste Angelegenheit, als auch ein großer Spielplatz. Lass uns das Leben gemeinsam bis in die tiefsten Niederungen ausloten. Lass uns unser Potential mit echter Ambition entfalten. Und lass uns in Gottes Namen lachen, bis wir vor Leichtigkeit entweder zeitweise abheben oder schenkelklopfend von den Stühlen fallen.

In Humor, Mehrdeutigkeit und Selbstironie schwingt darüber hinaus eine freche Frage mit:

Glaubst du wirklich, du hättest irgendetwas in diesem verwirrenden Lebensmysteriumsgedöhns kapiert oder irgendetwas unter Kontrolle?

Jetzt mal ehrlich: Es gibt schon genug humorlosen Kram in dieser Welt. Kostprobe gefällig? Lies dir diesen bedeutungsschwangeren und schwergewichtigen Artikel doch einfach noch einmal durch. Du hast doch sowieso nur die Hälfte gelesen und damit allenfalls die Hälfte verstanden, oder? Kränkt dich dieser letzte Satz? Hast du auch ein narzistisches Persönlichkeitsteil am Start? Ach, lassen wir das…

…noch mal zurück zu dir, du bist mir noch eine Antwort schuldig. Wie hältst du’s mit Geradlinigkeit und Verbiegen? Bist du mehr im Speerwerfer- oder im Ashtanga-Yoga-Segment der Beziehungsgestaltung unterwegs? Sach mal Bescheid.

Hasta Pronto, Produktivista!


[1] Provokationen magst Du keine?
Und auch keine Reime?
Das kann ich verstehn.
An deiner Stelle würd ich gehn.
[2] Du magst keine Fremdwörter, auch wenn Sie deinen Wortschatz und deine Ausdrucksmöglichkeiten erweitern könnten? Geh weg!
[3] Du magst keine Fußnoten in Blogartikeln? Ich auch nicht, aber manchmal sind sie nötig, zum Beispiel hier und jetzt. Und: Geh weg!
[4] Du magst keine langen, verschachtelten Sätze? Du hast keine Zeit und magst keine langen Texte? Du vermisst Videos und Podcasts? Setz dich gefälligst auf deinen Hosenboden und streng dich ein bisschen an! Oder: Geh weg!

 

Noch ein bescheidener Hinweis:
[Stephen lachend aus dem Off]: “Bescheiden, prust… ich lach mich tot!”
Für den Fall, dass du das Weite suchst: Du verkennst mein Genie!
[Stephen lachend aus dem Off]: “Genie, ha, ha, ha, Genie… Der war gut!”
Du hältst für ignoranten Umgang mit deiner Zeit sowie arroganten Umgang mit deinen “Leserbedürfnissen”, was:

  1. eine engagierte pädagogische Initiative gegen die Verbreitung der Aufmerksamkeitsdefizitstörung in weiten Teilen der Bevölkerung ist,
  2. im Sinne der Initiative unter 1. und darüber hinaus, eine besondere Form der Konzentrationsschulung, bei der man sich vielleicht das Hirn verknotet, aber wenigstens nicht die Beine (du musst dabei auch nicht im fragwürdigen und mühsamen Versuch, dein Gehirn zu leeren, öde auf dem Boden herum sitzen) und
  3. ein fleißiges und turbulentes Spiegeldrehen, bei dem du nie wirklich weißt, wer gerade hinein schaut. So wirst du eingeladen, den ganzen Mein-Und-Dein-Und-Ich-Und-Du-Und-Müllers-Kuh-Kram (den, da ist sich die Forschung mittlerweile ziemlich einig, die Schwaben zu verantworten haben…) des permanenten Rechnens, Abrechnens und der penetranten Abgrenzung für kleine Momente zu vergessen.

Aber hey, du bist groß. Mach doch was du willst…
…bütte, bütte geh nicht. Bleib noch ein bisschen. Ich hab’s nicht so gemeint… …auch nicht das mit den Schwaben…

[Stephen aus dem Off]: “Hat er doch!”
[Zoe aus dem selben Off]: “Jetzt mach locker, Digga. Ist er halt Stress Augenblick. Weißt du?”

Mista Lazy Moe

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