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Auf der Facebook-Seite eines lieben Freundes habe ich heute ein Zitat von Konfuzius gefunden (vielleicht stammt es auch von Buddha, dem Dalai Lama oder Dschuang Dsi – wer weiß das schon so genau?):

“Wer neu anfangen will, soll es sofort tun, denn eine überwundene Schwierigkeit vermeidet hundert neue.”

Wenn ich das vor vier, fünf Jahre gelesen hätte, dann hätte ich gedacht: “Genau! Pack den Stier bei den Hörnern! Besser gestern als heute!”

Aber manchmal ist der Grundmodus die eigentliche Schwierigkeit und weniger das, was wir en detail an der Oberfläche tun. Und manchmal fällt es uns außerordentlich schwer, den Grundmodus zu spüren und zu sehen, mit dem wir durchs Leben rauschen.

Der dominante Modus

In unserer Gesellschaft heißt der dominante Modus im Umgang mit Schwierigkeiten “Handeln” oder pointierter formuliert “Zappeln”. Deswegen fühlen wir uns richtig, wenn wir zwei Wochen fleißig zappeln, um ein Problem zu “lösen”. Und wir fühlen uns falsch, wenn wir einen Tag in Ruhe nachdenken, auf einer tieferen Ebene mit dem Leben kommunizieren, um dann überlegt und effektiv zu handeln.

Wir wollen uns so gerne richtig fühlen. Wir wollen so gerne Teil des überschaubaren und vertrauten großen Ganzen der Gesellschaft sein, statt uns dem wilden und wahren großen Ganzen des Lebens selbst anzuvertrauen. In diesem Fall führt das meist dazu, dass wir fleißig weiter zappeln und uns mit unserem Gezappel in ein massives Problemkonstrukt verstricken, statt echte Lösungen hervorzubringen.

Aus meiner Perspektive ist dieses Gezappel für einen großen Teil des Lärms in unserer Welt verantwortlich. Unsere mangelnde Bereitschaft, aber noch wahrscheinlicher, unterentwickelte Fähigkeit, zu reflektieren und im richtigen Moment zu handeln führt dazu, dass wir einen großen Teil der Zeit geschäftig in der Gegend herum rennen und uns nur in kleinen Momenten der Besinnung, aber meist Verzweiflung fragen, was wir da eigentlich die ganze Zeit treiben und was der Sinn dieses ganzen Lebensspiels eigentlich sei.

Neues liegt manchmal auf einer tieferen Ebene

Manchmal heißt “neu anfangen” auf einer tieferen Ebene etwas Grundlegendes zu verändern. Und das ist gar nicht so einfach, behaupte ich, weil wir uns dafür dessen, was auf der tieferen Ebene geschieht, erst einmal bewusst werden müssen. Beim Zappeln wird uns aber kaum etwas wirklich bewusst. Genau hier hieße “neu anfangen” möglicherweise, nicht zu handeln, mit dem Gezappel aufzuhören und uns erst einmal in Ruhe hinzusetzen, um zur Besinnung zu kommen.

Denn wenn Gezappel auf der tieferen Ebene das “Alte” war, dann ist neues Gezappel nur der alte Essig in neuen Schläuchen. Wir haben dann zwar das Gefühl, etwas Neues anzupacken und auf den Weg zu bringen, in Wirklichkeit bewegen wir uns aber vom Regen in die Traufe und drehen eine neue, meist eskalierende Runde auf einem sehr vertrauten Karussell.

Ich weiß, wovon ich rede, denn ich habe dreißig Jahre lang genau das gemacht – sogar auf dem Kissen im buddhistischen Kloster…

Neues entsteht aus vibrierender Stille

Wenn wir zur Ruhe kommen, der Inspiration lauschen und dann handeln, wenn es dran ist, dann tropft manchmal neuer Saft vom Himmel, den wir nur auffangen und in unsere Amphoren füllen müssen, auf dass er erst zu einem wundervollen Wein heranreift und später zu einem genialen Essig…

Was heißt das in der Konsequenz? Wenn unser dominanter Modus “Zappeln” heißt, dann könnte es Sinn machen, wenn wir ein bisschen gegen steuern und regelmäßig Momente der Besinnung in unser Leben einbauen. Das können Rituale wie Meditieren oder Tagebuch schreiben sein oder Spontanes, wie ein Moment in der Natur oder ein selbstvergessener Tagtraum.

Solche Momente sind für unsere Psychohygiene und unser Wohlbefinden von großem Nutzen. Mit diesen schaffen wir darüber hinaus Raum für wesentliche innere Entwicklungsprozesse, strategische Reflexion und, ganz allgemein, wesentliche Orientierung im Leben.

Ausgehend von dieser Besinnung aufs Wesentliche, in tiefer Verbindung mit der Lebenskraft selbst, können wir dann tatsächlich Neues schaffen. Dieses Neue strebt einerseits immer noch danach, die Welt für uns und andere lebenswerter zu machen. Andererseits aber genügt dieses Neue sich selbst und möchte vor allem eins: unserer großen Leichtigkeit und überschäumenden Lebensfreude Ausdruck verleihen.

Das Alte.
Das Neue.
Alles pulsiert, lebt und entsteht
aus der vibrierenden Stille
dieses Augenblicks…

In diesem Sinne: Peace! Und Danke, Gündüz, für die Inspiration!

Mista Lazy Moe

Author Mista Lazy Moe

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