Es gibt große Unterschiede in der Ausprägung vielfältiger Aspekte dieses Modells von Mensch zu Mensch. Die gesunde Spannung mag bei manchen genau in der Mitte zwischen maximaler und minimaler Spannung liegen, während sie bei vielen vermutlich mehr zur einen oder anderen Seite hin neigt. Der eine fühlt sich vielleicht lebendig und wohl mit einer höheren Grundspannung, der andere lebendig und wohl mit einer niedrigeren Grundspannung.
Manche Menschen verfügen über eine hohe Toleranz, was den Ausschlag in die Extreme angeht. Manche können sich sehr weit an die Zone der Überforderung und potentieller Traumatisierung annähern. Andere können ausdauernd an der Grenze der Unterforderung entlang leben. Manche können beides. Andere bleiben lieber im Bereich moderater Ausschläge zwischen geringer und starker Normalspannung.
Darüber hinaus unterscheiden sich Menschen in der Schwingungsfrequenz um den energetischen Idealpunkt. Die einen schwingen schnell zwischen Spannung und Lösung, andere können über längere Phasen ein hohes Energieniveau in ihrem System halten und kommen längere Phasen mit wenig Energie klar.
Wenn wir das grundlegende Konzept der Selbstwirksamkeit um das Flow-Konzept erweitern, dann schaffen wir damit eine Möglichkeit, unser Handeln kontinuierlich zu optimieren.
Das Flow-Konzept lädt uns dabei ein, im Kontext unserer Selbstwirksamkeit zu bleiben. Darüber hinaus fordert es uns auf, unsere innere Spannung kontinuierlich und wohltuend über das Niveau der Anforderung, mit der wir uns beschäftigen, zu justieren.
Der Flow-Ansatz stellt damit eine Verfeinerung und Vertiefung des ursprünglichen Konzepts Banduras dar. Und das nehmen wir gerne mit. Es scheint mir allerdings wichtig, auf eine Falle des Flow-Konzepts hinzuweisen. Dem Flow-Ansatz wohnt eine gewisse Dynamik inne, die eine kontinuierliche Steigerung der Anforderungen von uns verlangt. Die damit verbundene Eskalation kann uns an die Dosis-Steigerung im Suchtbereich erinnern. Und das ist eine Dynamik, die wir aus dem Extremsport und dem Bereich der Arbeitssucht kennen, aber auch von Menschen, deren größte Konstante im Leben “Veränderung” ist.
Wir verfügen über einen ausgesprochenen Luxus. Wir sind immun gegen die Gier nach Flow-Erfahrungen.
Denn wir nehmen die minimale Erfolgs- und Lernorientierung aus unseren bisherigen Überlegungen mit hinein ins Flow-Konzept.
Csikszentmihalyi arbeitet mit der Problematisierung der Unterforderung. Er stellt die Gefahr in Aussicht, wir könnten in eine Verfassung der Apathie und Depression hinüber driften, wenn wir uns nicht ausreichend fordern. Diese Möglichkeit haben wir mit einer achtsamen Freude an minimalen Erfolgen, also einer grundlegenden Haltungsänderung und einer wohlwollenden inneren Erzählkultur abgeschafft. In diesem Sinne können wir die Vorteile der Flow-Orientierung für unsere Produktivität und unseren Drive nutzen, wenn wir das wollen. Wir können unsere Aufgaben auf optimale Anforderung kallibirieren.
Dabei können wir die angestrebte Qualität oder die Menge unseres Outputs nutzen, um unsere Anforderung zu justieren. Wir können auch auf einen optimalen Einsatz unserer Ressourcen achten und auf eine virtuose Performance. Wir können uns natürlich auch zu jedem Zeitpunkt mit neuen Anforderungen versorgen, wenn uns danach ist.
Wir justieren unsere Anforderungen auf dem Niveau von Aufgaben, die unserer ursprünglichen Definition genügen: Sie umfassen maximal zwei Schritte und maximal zwei Minuten.