Dieser Beitrag betrifft dich wahrscheinlich nicht. Ignoriere ihn einfach. Okay?
“Oh, ich habe heute versucht, deine Webseite zu studieren. Habe nur die Hälfte verstanden. Und dann aufgegeben …”
Warum höre ich diesen Satz von Menschen, die meinen kommunikativen Hoch- und Sinkflügen einigermaßen gewachsen sein sollten? Warum das implizite Säbelrasseln, das auf meine vermeintlich komplexen und komplizierten Texterzeugnisse verweist und diesen die rote Karte zeigt? (Verdammt auf welchem Spielfeld treiben wir uns bei diesem Metapherngewusel gerade herum?)
Warum gibst du vor (nein, nicht du), mir mit deinen Rückmeldungen etwas Gutes tun zu wollen, während du doch nur versuchst … ja, was den eigentlich?
Glaubst du wirklich, ich sei nachlässig? Dumm? Einfältig? Hinterhältig? Verlogen? Falsch gewickelt?
Worum geht es hier? Um diesen Augenblick? Leichtigkeit? Potentialentfaltung? Deine Berufung und Befreiung?
Quatsch! Alles nur Finte. Nein, natürlich nicht! Heute muss es endlich mal raus. Ich habe so ein unbuddhistisches Bedürfnis nach Beichte:
Ich will mich wichtig machen.
Alles mögliche verschleiern.
Kommunikative Spielchen spielen.
Eindeutiges mit Mehrdeutigkeit verzieren.
Neoliberalistisches Der-Zweck-heiligt-alle-Mittel zelebrieren.
Nein, gleich haben wir’s, mich selbst sabotieren …
Irgend so was …
Ich bin beeindruckt …
Ich bin beeindruckt, wie unterschiedlich meine Offenheit und Art zu kommunizieren auf unterschiedliche Menschen wirkt.
Manche berührt es. Manche amüsiert es. Manche finden manches genial und anderes vollkommen unverständlich. Manches kompliziert und manches kontraproduktiv.
Manche halten mich für einen Trottel, der Nachhilfestunden braucht. Andere für ein Genie, dem es an Bodenhaftung fehlt. Manche glauben, ich sei noch der gleiche verstörte und verunsicherte Haschischraucher, der seine Coolness aus THC, Skateboardfahren und Dreadlocks bezieht. Andere denken, ich wäre in der Tiefe ein anderer geworden …
Manche halten mich für einen Trottel mit genialem Potential. Und manche für einen hochbegabten Trottel. Manche für einen, der sich gerne öffentlich Fragen über sich selbst stellt, um damit Aufmerksamkeit zu heischen …
Manche sehen darin eine komplexe Marketingtrategie, der ein “s” fehlt. Wieder andere eine Strategie, die berühren soll, um zu verschleiern, dass es nur eine Marketingstrategie ist … Und andere eine vermeintlich offenherzige Kommunikation mit egozentrischen Hintergedanken …
Die meisten interessieren sich für anderes, als für mich und meine komplizierten kommunikativen Luxusprobleme …
Aber du bist hier und liest. Wieso eigentlich? Und wozu? Kannst du mir das mal erklären?
Du siehst, was du siehst
Jeder sieht, was er sieht. Jeder interpretiert, wie er eben interpretiert. Mancher denkt, er könnte tatsächlich den anderen sehen, erkennen und erfassen.
Wie blöd, wenn da einer nur die Schubladen Clown, Verrückter oder Überflieger übrig lässt und sich dann auch diesen verweigert. Wohin das Ärgernis mental entsorgen?
Berührt werden hat eine andere Qualität. Und Berühren, auch mit Witz, kann man kaum machen, nur kläglich machen wollen. Ebenso wie berührt werden … Wer weiß, vielleicht begnüge ich mich schon damit: Berührung – auf der Ebene des Herzens, des Geistes und des Lachens … Wie steht es mit dir?
Selbstoffenbarung (Seelenstriptease) ist manchmal einfach nur das Selbst, das sich absichtslos offenbart, weil es tut, was zu tun ist. “Es ausdrücken” sagen wir im Zen. Selbst, wenn dieses eigenartige, moderne und geschulte Selbst mit Marketing-Methodik, Anti-Marketing-Methodik und Marketing-Polemik aufwartet …
- Wo ist die Absicht, wenn ein Mensch sich offenbart? Sich nackt macht? Wieso tut er das?
- Wo ist der Appell? Wo die versteckte Manipulation? Wo liegt der Grund für den Zweifel dem Gegenüber gegenüber? Vielleicht dem Gegenüber gegenüber?
- Wer ist für die Wirkung dieser Nachricht verantwortlich?
Was können wir jemals über die Intention, die Authentizität und die Integrität des anderen wissen? Das halte ich für ziemlich schattiges Terrain. Eine Zuflucht an heißen Tagen …
Authentizität ist eine äußerst intime Angelegenheit. Integrität ist kein Zustand, den andere nicht erreichen, sondern ein Prozess, der uns selbst alles abverlangt. Außerhalb davon gibt es kaum Authentizität und Integrität – außer die der anderen, welche die anderen betrifft und nur diese.
Spieglein, Spieglein …
Wieso nur, wieso nur, wieso nur schaue ich immer wieder in diesen Spiegel? Oder wer schaut da in den Spiegel? Du etwa? (Warum duze ich dich schon wieder?)
“Warmherzig, gelassen und klar da sein im Rückmeldungseifer der anderen” heißt die eben erfundene spirituelle (Quatsch, kommunikations-praktische) Übung, die ich aus dem heutigen Tag mitnehme … Und welche nimmst du mit?
Nichts wie weg hier … Das Meer ruft … Ach, verdammt, nur eine Spiegelung (m)eines Geistes … Dann halt weiter Schwitzen …
Und vielleicht nicht so schnell wieder kommen. Ist doch vollkommen schräg hier, das ganze … Schräg, verdammt schräg!