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Nach den Anschlägen von Paris

Frieden ist entweder hier bei mir oder alles ist Kampf und Krampf. Es geht um den Frieden, in dem mein Herz und das Leben in Einklang pulsieren. Es geht um den Frieden, bei dem gestern Tränen fielen, und bei dem sich heute Verwirrung breit macht über die vielen Finger, die so geübt auf andere zeigen.

Frieden da draußen. Frieden bei den anderen. Frieden morgen. Du musst den Anfang machen. All das sind nette Gedankenspiele. Würde ich mich mit diesen Gedanken beschäftigen, dann vor allem um all dem anderen Bedrängenden, hier ganz nah bei mir, zu Entkommen.

Der mögliche Frieden, der ewige Frieden, der einzige Frieden, den ich kenne, ist hoch instabil. Er existiert, entsteht und vergeht hier und jetzt, wenn ich mich offen und interessiert dem zuwende, was sich zeigt. Und wenn ich ausgehend davon beherzt und behutsam handle – auch wenn sich schrecklich und bedrohlich an der Oberfläche gibt, was sich hier und jetzt zeigt.

Auch wenn mein Handeln kraftlos und wirkungslos in der Weite zu verpuffen scheint.

Ein friedlicher Weg

Den Weg, auf dem ich diesen instabilen und lebendigen Frieden in meinem kleinen Leben schaffe, nenne ich gelassene Potentialentfaltung. Und selbst wenn ich manchmal glaube, ich müsste ganz dicke Bretter bohren und dich zu dieser gelassenen Potentialentwicklung bekehren, so ist das eine große Verirrung.

Woher kann ich wissen, was du brauchst? Wie kann ich mir anmaßen, etwas über dich zu wissen? Habe ich nicht genug mit mir selbst zu tun?

Ich verbeuge mich vor dem Leben und lege meine guten Absichten nieder. Vielleicht genügt es, dieses dünne, transparente Papier dem virtuellen Wind zu übergeben – absichtslos. Darauf findet sich in krakeligen Lettern ein schlichter Hinweis geschrieben: “Tu’ einfach beherzt und behutsam, was jetzt dran ist”.

Dieser Hinweis, ganz unscheinbar, tauchte vor Jahren in meinem Leben auf. Er zeigt nicht auf die anderen. Er schwelgt nicht in abstrakten, allumfassenden, globalen Lösungen. Er ruft nicht andere zu Ordnung, Friedfertigkeit und Menschlichkeit auf.

Er lädt mich ein, hier in dieser Handlung, achtsam und wahrhaftig zu sein – was auch immer die achtsame und wahrhaftige Handlung sein mag. Ob sie heldenhaft oder klitzeklein, gefällig oder schockierend ist, obliegt mir nicht.

Dieser Hinweis lädt mich ein, darauf zu vertrauen, dass es genügt, achtsam, beherzt und wahrhaftig zu handeln. Vielleicht sogar, dass es dies ist, worum es in diesem Leben, also diesem Augenblick geht.

Sonntags. Heute. Jetzt. Nah beim Herzen leben.

Es ist Sonntag. Menschen sind gestorben. Menschen sterben. Menschen sind wütend und hasserfüllt, geradeso als ginge es wirklich um etwas da draußen.

Dieser Augenblick mit seinen Widrigkeiten, seinen Projektionseinladungen, dieser Energie, die in die Welt möchte – vielleicht sogar warmherzig, menschlich und schöpferisch – ist wie jeder eine wundervolle und äußerst fordernde Gelegenheit, um mit beiden Füßen auf dem Boden zu stehen, vielleicht im Matsch, vielleicht im Blut, vielleicht in einem kleinen See voller Tränen, und sich ein weiteres, kleines Stückchen in Richtung Menschlichkeit zu recken.

Das ist der Weg des Herzens. Der einzige Weg der mir gangbar und lebenswert scheint.

Mista Lazy Moe

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